Schritt 1: Welches Thema wird kontrovers diskutiert? Die These des Autors
Wie bereits im ersten Teil dieses Workshops geschildert, arbeitet sich ein Kommentar an einer These ab. Diese wird im besten Falle früh im Kommentar ins Spiel gebracht. Je kontroverser, desto besser! Achte aber darauf, dass diese These auch wirklich vertretbar ist – und dass Du sie gut begründen kannst. Eine These ohne ausreichend faktenbasiertes Fundament fällt schnell zusammen wie ein Kartenhaus. Und die Hörer werden dies schnell durchschauen.
Schritt 2: Über was sprechen wir hier eigentlich? Darlegung der historischen Verläufe
In einem nächsten Schritt kommen die “Fakten” auf den Tisch, die dem geneigten Hörer das Thema nahebringen. (Wir erwarten ja glücklicherweise nicht, dass jeder Hörer über alle Themen gleich gut informiert ist!) Um sich nicht dem Vorwurf der Einseitigkeit schuldig zu machen, ist es sinnvoll, hier ein umfassendes Bild zum Beispiel des historischen Ereignisses, zum Leben der historischen Person oder auch zu historischen Verläufen zu liefern. Es ist allerdings durchaus gelungen, wenn der Vortrag nicht allzu trocken daher kommt. Hörer mögen es, wenn Geschichte anschaulich wird! Ob dies nun anhand von Anekdoten, kuriosen Fakten oder auch einschneidenden Ereignissen geschieht, ist dabei zweitrangig.
Schritt 3: Von was soll der Hörer überzeugt werden? Die zugespitzte Meinung
Nun geht es ums Ganze: Es soll nun möglichst prägnant argumentiert werden, warum Du als Autor für oder gegen eine historische Ansicht argumentierst. Niemand will dabei hören, dass Du von Dir selbst sprichst (“Also ich finde, dass…” – so nicht!). Der Hörer wird sich dann denken, dass das eben Deine Meinung ist – und sich nicht zu einer eigenen Sichtweise aufgefordert fühlen. Versuche vielmehr zu überzeugen und Deine Perspektive als die einzig Wahre anzubieten. (“Niemand wird bestreiten, dass…”, “Es ist wohl offensichtlich, dass…”).
Schritt 4: Und warum sind die Argumente anderer Quatsch? Das Widerlegen von Forschungsmeinungen
Ein trickreicher Kniff ist, Argumente, die Deiner These widersprechen, gleich im Kommentar zu widerlegen. Der Hörer wird umso mehr überzeugt davon sein, dass Du weißt, wovon Du sprichst, denn Du hast ja offensichtlich die gegnerischen Argumente einer Prüfung unterzogen, um sie dann für nichtig zu erklären. Überspitze, aber übertreibe nicht zu sehr – denn Du möchtest ja dennoch glaubhaft erscheinen.
Schritt 5: Und die Moral von der Geschicht’? Die historische Bedeutung Deiner Einordnung
Im letzten Schritt nun kommst Du zu Deinem “großen Finale”. Bis hierher solltest Du dem Hörer deutlich gemacht haben, was a) Deine Ansicht zur These und b) Deine Begründung für Deine Ansicht ist. Nun geht es darum, dem Hörer das “größere Bild” aufzuzeigen: Welche Folgerungen, ja vielleicht sogar welche Forderungen oder Mahnungen ergeben sich aus Deiner Argumentation? Was sollten Deine Hörer bis auf alle Ewigkeit in ihren Köpfen behalten, und warum? Ende Deinen Kommentar so prägnant, wie Du ihn angefangen hast – dann bleibt den Hörern Deine Meinung vielleicht auch beim anschließenden Musikstück oder einem weiteren Beitrag noch im Ohr.
In der nächsten Einheit erfährst Du, was speziell für den historischen Kommentar im Radio wichtig ist.